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Beethoven bewegt

bis 24. Jänner im Kunsthistorischen Museum

Das Kunsthistorische Museum präsentiert in Kooperation mit dem Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien eine durchaus ungewöhnliche Hommage an Ludwig van Beethoven (1770–1827), den großen Vertreter der Wiener Klassik. Auch 250 Jahre nach seiner Geburt ist dessen Popularität ungebrochen. Weit über die Musik hinaus haben seine humanistischen Botschaften die Kunst- und Kulturgeschichte beeinflusst. Seine frühe Ertaubung prägte sein Bild als tragisches Genie.
Beethoven bewegt – Infos, Öffnungszeiten, Online-Tickets … 

Als Besucher*in ist man aufgefordert, den eigenen Körper im Raum zu verorten und den Beziehungen zwischen Musik, Sprache, Bild und Bewegung nachzuspüren. Beethoven bewegt versteht sich damit als Einladung zu einer sehr persönlichen Begegnung mit dem großen Komponisten.

John Baldessari (1931–2020) Beethoven’s Trumpet (with Ear) Opus # 132 2007 Harz, Fiberglas, Bronze, Aluminium, Elektronik L. 179 cm, B. 110 cm, H. 42 cm (Ohr); L. 224 cm, B. 130 cm (Rohr) Fotos: KHM-Museumsverband © John Baldessari Courtesy of the artist, Sprüth Magers and Beyer Projects

John Baldessari (1931–2020) Beethoven’s Trumpet (with Ear) Opus # 132 2007 Harz, Fiberglas, Bronze, Aluminium, Elektronik L. 179 cm, B. 110 cm, H. 42 cm (Ohr); L. 224 cm, B. 130 cm (Rohr) Fotos: KHM-Museumsverband © John Baldessari Courtesy of the artist, Sprüth Magers and Beyer Projects

In Saal I zieht die Besucher*innen die überwältigende Musik Beethovens gleich mit voller Wucht in ihren Bann: Es erklingen zwei Klaviersonaten des Komponisten, der bis zu seinem Hörverlust auch als herausragender Pianist und Interpret tätig war, nämlich die Waldsteinsonate (C-Dur op. 53) und seine letzte Klaviersonate in c-moll op. 111. Zu beiden Werken sind auch die originalen Autographen Beethovens zu sehen.

Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Ausstellungsansicht © KHM-Museumsverband

Ausstellungsansicht Rebecca Horn (*1944) Concert for Anarchy 2006 Piano, hydraulic cylinder, compressor 150 × 106 × 155 cm 2006 Foto:© KHM-Museumsverband

Ausstellungsansicht Rebecca Horn (*1944) Concert for Anarchy 2006 Piano, hydraulic cylinder, compressor 150 × 106 × 155 cm 2006 Foto:© KHM-Museumsverband

Saal II ist der Stille gewidmet, dem zunehmenden Hörverlust Beethovens und dem damit verbundenen Schmerz, der Isolation und der Nachdenklichkeit. Doch erfährt man hier zugleich von der bewundernswerten Fähigkeit Beethovens, sich nicht seinem Schicksal zu ergeben, sondern durch seine Kunst letztlich über die Krankheit zu triumphieren. Die Radierungen Los Caprichos des ebenfalls früh ertaubten Francisco de Goya (1746–1828) nehmen sich wie bildliche Entsprechungen jener Zerrissenheit aus, in die Beethoven durch seine Krankheit gerät.

Francisco José de Goya y Lucientes (1746–1828) Los Caprichos: Ya es hora. (Es ist Zeit) 1799 Radierung, Aquatinta 21,5 × 15,1 cm © Albertina, Wien

Francisco José de Goya y Lucientes (1746–1828) Los Caprichos: Ya es hora. (Es ist Zeit) 1799 Radierung, Aquatinta 21,5 × 15,1 cm © Albertina, Wien

Die kontinuierliche Möglichkeit zur Aufladung kultureller Leistungen mit politischen Inhalten macht in diesem Saal auch eine Arbeit Anselm Kiefers bewusst. Bei Beethoven reicht die Spanne der Rezeption vom Verbot seiner Kompositionen bis zu vielfältigen Zitaten seiner Werke in der Popkultur.

Anselm Kiefer (*1945) Über uns der gestirnte Himmel, in uns das moralische Gesetz 1969–2010 Foto (S/W) auf Papier mit Übermalungen 63 × 83,2 cm ARTIST ROOMS Tate and National Galleries of Scotland Acquired jointly through the d’Offay Donation with assistance from the National Heritage Memorial Fund and the Art Fund 2011 © Anselm Kiefer

Anselm Kiefer (*1945) Über uns der gestirnte Himmel, in uns das moralische Gesetz 1969–2010 Foto (S/W) auf Papier mit Übermalungen 63 × 83,2 cm ARTIST ROOMS Tate and National Galleries of Scotland Acquired jointly through the d’Offay Donation with assistance from the National Heritage Memorial Fund and the Art Fund 2011 © Anselm Kiefer

In Saal III geht es um die Überwindung der in Saal II thematisierten Schicksalsschläge und um den Aufbruch in die Welt. Die Naturerfahrung war für Beethoven Inspiration und Kraftquell – der Ausbruch aus der Enge der Wohnung, die Freiheit der oft stundenlangen Wanderungen bei jeder Jahreszeit. Immer wieder blieb er dabei unvermittelt stehen, um musikalische Gedanken in seine stets mitgeführten Skizzenbücher zu notieren. Die Farbklänge Caspar David Friedrichs und William Turners treffen in diesem Saal auf die Klangfarben Beethovens. Die Jugend dieser Generation war geprägt von dem epochalen Ereignis der Französischen Revolution, einem Aufbruch, dessen Verheißungen in der anschließenden Restaurationszeit wieder einfroren.

Joseph Mallord William Turner (1775–1851) Fire at the Grand Storehouse of the Tower of London 1841 Aquarelle 23,5 × 32,5 cm © Foto: Tate

Joseph Mallord William Turner (1775–1851) Fire at the Grand Storehouse of the Tower of London 1841 Aquarelle 23,5 × 32,5 cm © Foto: Tate

Napoleon war von Zeitgenossen häufig mit der mythischen Figur Prometheus in Zusammenhang gebracht worden, aber auch Beethoven weckte bereits zu Lebzeiten Assoziationen mit dem feuerbringenden Titanen. Prometheus ist in einem Gemälde von Jan Cossiers ganz konkret gegenwärtig.

Jan Cossiers (1600–1671) Prometheus 1636–1638 Öl auf Leinwand 182 × 113 cm © Photographic Archive. Museo Nacional del Prado. Madrid

Jan Cossiers (1600–1671) Prometheus 1636–1638 Öl auf Leinwand 182 × 113 cm © Photographic Archive. Museo Nacional del Prado. Madrid

Ludwig van Beethoven (1770–1827) Ouvertüre des Balletts Die Geschöpfe des Prometheus op. 43 Instrumentalstimmen des Orchesters des Fürsten Lobkowicz 1801, Papier © Nelahozeves, The Lobkowicz Collections, Nelahozeves Castle

Ludwig van Beethoven (1770–1827) Ouvertüre des Balletts Die Geschöpfe des Prometheus op. 43 Instrumentalstimmen des Orchesters des Fürsten Lobkowicz 1801, Papier© Nelahozeves, The Lobkowicz Collections, Nelahozeves Castle

Auch das Video von Guido van der Werve kann als eine komplementäre Spiegelung dieser Gestalt, die die Menschen befreien will und dafür ein hohes Risiko eingeht, gelesen werden: Es ist der Künstler selbst, der hier über das Eis auf uns zuschreitet, den gewaltigen Eisbrecher  hinter sich herführend. Einsam und heroisch handelnd bringt er, am Rande des Scheiterns, Schönheit hervor.

Guido van der Werve (*1977) Nummer Acht, everything is going to be alright 2007 16-mm-Film, auf Video übertragen 10:10 min © Guido van der Werve; Courtesy of the artist and Luhring Augustine, New York

Guido van der Werve (*1977) Nummer Acht, everything is going to be alright 2007 16-mm-Film, auf Video übertragen 10:10 min © Guido van der Werve; Courtesy of the artist and Luhring Augustine, New York

Saal IV schließlich führt zurück auf die individuelle, persönliche Begegnung mit Beethoven. Eine für die Ausstellung entwickelte neue Arbeit von Tino Sehgal ist in diesem Raum ständig und unmittelbar präsent. Die Arbeiten des international renommierten Künstlers Tino Sehgal sind konstruierte Situationen, die Begegnungen initiieren. This Joy entstand auf Einladung des Kunsthistorischen Museums. Mit dieser Arbeit werden die Besucher*innen eingeladen, die Verwandlung von Klang in Sinnlichkeit und die Freude an Beethovens Musik in körperlich übersetzter Form zu erleben. Tino Sehgal hat mit neun Darsteller*innen sechs Musikstücke von Beethoven für die Stimme arrangiert und choreografiert.

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